Cancún und Tulum
- Madeleine Schauer
- 27. Apr. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Tag 240 - Der schlimmste aller Reisetage
Schweren Herzens haben wir die Rucksäcke neu gepackt, die Apotheken- und dm-Bestellung von Zuhause verstaut und uns gedanklich auf’s nächste Ziel vorbereitet. Frühstück gab’s diesmal beim Bäcker, typisch spanische Brote mit Tomate und Schinken.
Mit der U-Bahn sind wir zurück zum Flughafen, haben den langen Fußweg zum Terminal hinter uns gebracht und uns wieder mal eine halbe Ewigkeit in der Schlange am Check-In angestellt. Leider muss man sagen, dass mein Handy die Warteschlange nicht überlebt hat, ein Sturz auf den Fliesenboden war dann wohl zu viel. Welcher Tag könnte besser sein für ein kaputtes Handy als der mit einem Langstreckenflug auf einen anderen Kontinent, mit Einreise, Abholung eines Mietwagens und Offline-Navigation zur Unterkunft nach Einbruch der Dunkelheit? Wahrscheinlich genau keiner… Die Top 3 der Worst Case Szenarien sehen allerdings wie folgt aus:
Platz 3: Handy kaputt
Platz 2: Reisepässe weg
Platz 1: Wir kaputt
Insofern haben wir ja noch Glück gehabt, wenn schon etwas schief gehen muss…
Immerhin braucht man auch an Bord des nächsten Langstreckenfluges kein Handy, um sich zu beschäftigen. Und die Pasta Bolognese mit Brownie tröstet auch ein kleines bisschen.
Müde und genervt vom lärmenden Kleinkind nebenan sind wir zehn Stunden später um 19:00 Uhr Ortszeit in Cancún gelandet. Wenigstens dort lief dann alles einigermaßen glatt: Wir durften einreisen, unser Gepäck abholen und sogar (halb legal) die Schoki im Rucksack ins Land einführen. ;-) Draußen sind wir gleich über den richtigen Mietwagen-Schalter gestolpert, der uns ein Shuttle zum Parkplatz organisiert hat. Und auch dort hatten wir wieder Glück und sind an einen netten Mitarbeiter gelangt, der uns am Ende tatsächlich unser gebuchtes Auto überlassen hat. Ein blauer Nissan Sentra ist es geworden! :-)

Etwa 25 Minuten Fahrt inklusive eines kurzen Einkaufsstopps hat es gebraucht, bis wir dann endlich vor dem Tor zum Wohngebiet standen, in dem wir die Nacht verbringen wollten. Die Sicherheitsmenschen dort haben unser dürftiges Spanisch ausreichend gut verstanden, als dass wir tatsächlich durch die Schranke durften. Und einer ist sogar mit dem Roller vorausgefahren, um uns den richtigen Parkplatz und das passende Gebäude zu zeigen. :-) Dann sind wir einfach nur noch ins Bett gefallen, immerhin war es für uns sozusagen schon morgens um 6:00 Uhr... Und in Vietnam ist der Tag schon wieder fast vorbei, unglaublich!
Was für ein Tag... Auf der Liste der Nicht-Lieblingstage kommt dieser hier sicher sehr weit oben... Aber hey, wir sind in Mexiko! In den folgenden drei Wochen werden wir einen Roadtrip rund um die Halbinsel Yucatan machen und damit den Kontinent Nordamerika zur Weltreise hinzufügen!
Tag 241 - Schadensbegrenzung
Irgendwie hatten wir uns den ersten Tag in Mexiko anders vorgestellt... Da saßen wir nun morgens müde und mit Jetlag in unserem Zimmer und haben recherchiert, welches Smartphone es denn jetzt werden soll. Gar nicht mal einfach, sich im Ausland eine Telefon zu kaufen, stellen wir fest.
Immerhin hatten wir uns ja vor unserer Ankunft abends noch ums Frühstück gekümmert, sodass wir dann wenigstens mit einem Eimer Joghurt und einer Tüte Müsli in der Küche sitzen konnten.
Eigentlich hätten wir nach Süden Richtung Tulum fahren sollen, mussten aber für den Handykauf den Umweg über Cancun machen. In einer Mall hatten wir das richtige Geschäft zwar schnell gefunden, das richtige Telefon aber noch lange nicht. Ich wusste nicht, dass die Ausstattung von Smartphones je nach Land so extrem unterschiedlich ausfallen kann. In Deutschland perfekt geeignet, in Mexiko absolut unbrauchbar für die Reise. Dann hatten wir uns endlich entschieden und scheiterten am nächsten Problem: Bezahlung. Alle unsere Karten sind nicht dafür ausgelegt, große Beträge im Ausland zu zahlen. Vier Karten wurden abgelehnt, also mussten wir zum nächsten Geldautomat. Nachdem der dann auch zwei Karten abgelehnt hatte, wurden wir langsam unruhig... Der nächste hat dann aber glücklicherweise tatsächlich Bargeld ausgespuckt und wir sind mit dem Batzen Pesos zurück zum Geschäft. Ich bin jetzt also stolze (und traurige) Besitzerin eines neuen Telefons, das ich in Deutschland niemals gekauft hätte. Auch das gehört irgendwie zum Reisen dazu, Mist passiert und muss irgendwie gelöst werden.
Die zwei Stunden Autofahrt nach Tulum waren dann aber doch richtig schön! Hat uns sehr an den Roadtrip durch Florida 2018 erinnert! Wir haben die Weltreise-Playlist laut aufgedreht und uns über die neu gewonnene Freiheit im Vergleich zum Reisen mit Bus und Bahn gefreut. :-)
Tag 242 - Erster richtiger Tag in Mexiko
Da hätten wir doch fast das Frühstück verschlafen, so müde waren wir früh noch. Fünf Minuten vor Schluss kamen wir in die Küche und waren damit nicht mal die Letzten... ;-)
Der Vormittag ging dafür drauf, weiter mit dem Handy zu tüfteln und alles wieder einigermaßen wie vorher hinzubekommen.
Eigentlich wollten wir dann nachmittags ein Fahrrad leihen, um zum Strand zu fahren, da die Parkplätze dort für Autos unverschämt teuer sind. Leider gab es im Hostel keine mehr und man hat uns an die Fahrradverleihe draußen verwiesen. Nachdem wir eine sinnlose Runde um den Block gelaufen sind und nur geschlossene Verleihe gefunden haben, mussten wir dann aufgeben.
Wir sind dann doch zu Fuß in die Stadt gelaufen, damit wir Tulum auch mal gesehen haben. Tatsächlich wechseln sich an der Hauptstraße typisch mexikanische Geschäfte und Autowerkstätten mit Touri-Geschäften und schicken Instagram-Restaurants ab, eine interessante Mischung. Insgesamt wirkt es doch irgendwie wie eine schmuddeligere Variante der südlichen USA und wahrscheinlich ist Tulum auch genau das. Das wahre Mexiko werden wir aber demnächst sicher noch sehen!
Die Läden hier sind vor allem eines und das ist bunt! Ob nun diverse Traumfänger, Strand- und Badekleidung oder diese lustigen bunten Bommeln, es ist alles bunt. Vorher hätten wir es für ein Klischee gehalten, aber es gibt tatsächlich Läden nur für Tequila und seinen Verwandten Mezcal. Der nette Verkäufer hat uns auch den Unterschied erklärt, seine tausenden Flaschen präsentiert (in Mezcal muss wohl immer ein Mehlwurm oder ein Skorpion schwimmen, warum auch immer) und sogar eine kleine Kostprobe gab's dazu.
Für Abendessen war es noch etwas zu früh, also haben wir noch einen kurzen Halt in einer Cantina gemacht und zwei typisch mexikanische Biermischgetränke probiert: Chelada mit frisch gepresstem Limettensaft, für ein Michelada kommt noch Chilisauce dazu. Und fehlen darf auch der Salzrand nicht! Wilde Mischung, aber sehr authentisch! ;-) Und authentisch ging's auch weiter, mit einem Brathähnchen - Pollo Asado - mit Tortillas, Salsa, Kohl, Bohnen und Reis.
Auf dem Weg nach Hause kamen wir an einigen Bäumen vorbei, aus denen ganz ganz aufgeregtes Gezwitscher kam. Wir standen nur kurz daneben, aber schon in den zwei Minuten kamen noch etliche weitere Vögel dazu und haben es sich dort bequem gemacht. Das muss der abendliche Vogeltreff sein, quasi die Kneipe der einheimischen Vogelwelt. ;-)
Der Anfang war schwer (wie so oft, wenn wir in einem neuen Land ankommen), aber Mexiko hat sich heute Nachmittag wirklich große Mühe gegeben! ;-)
Tag 243 - Tulums Mayaruinen
Jetlag ist nicht zu unterschätzen, wir sind noch etwas aus dem Takt und ziemlich zeitig wach. Dafür konnten wir dann zeitig frühstücken, um hoffentlich noch vor den Touristenmassen an den Mayaruinen von Tulum anzukommen. So zeitig gab es sogar noch Fahrräder. ;-) Obwohl es so eine Touristenattraktion ist, fiel uns die Orientierung irgendwie schwer. Gleich zweimal sind wir an den Kassen vorbei, weil sie unscheinbare Container am Straßenrand waren. Insgesamt wirkte das Gelände aber ziemlich neu, da dank des nagelneuen Zugprojektes Tren Maya sehr viel frisch herausgeputzt und neu gebaut wird.
Mayaruinen sind für uns wieder etwas völlig Neues! Wir haben schon etliche Tempel gesehen, neuere, ältere und Ruinen. Und doch ist diese alte Zivilisation wieder auf ganz neue Art faszinierend. Tatsächlich gibt es heute im Gegensatz zu den Azteken und Inka noch mehr als sechs Millionen Maya rund um Yucatan, Belize und Guatemala - ganz untergegangen ist diese Zivilisation damit nicht.
Ganz so beschaulich wie auf Fotos sieht es in echt leider nicht aus. Schuld sind ganze Busse voller Touristen, die sich durch die Ruinen schieben und wie die Gänse einem Guide hinterher trotten. Wir waren letztendlich trotzdem beeindruckt vom Gelände! Und was es fast genauso viel gibt wie Touristen, das sind Leguane, die sich auf Steinen sonnen und fotogen in die Linse schauen! ;-) Gleich hinter den Ruinen leuchtet die türkisblaue Karibik, sooooo herrlich! Leider hat die Küste ein ganz extremes Problem mit Seegras, das überall an die Strände gespült wird und teilweise wie ein Teppich im Meer schwimmt. Die Strände direkt an den Ruinen waren aufgrund von Schildkröteneiern aktuell leider gesperrt.
Mittlerweile brannte die Sonne ganz schön vom Himmel. Also sind wir zurück auf die Fahrräder und auf der wenigstens halbschattigen Straße nach Süden gefahren. Hier reiht sich erst ein Strand an den nächsten, bis dann letztendlich die Hotels und Beachclubs kommen. Auch diese Straße sah wieder aus wie frisch gebaut, alles neu und einheitlich schick. Abgestiegen sind wir letztendlich am Playa Pescadores bzw. am benachbarten Playa Paraíso. Im kleinen Schatten einer Palme ließ es sich dann auch sehr gut aushalten. :-)
Langsam wurde der Hunger dann doch zu groß und wir mussten einen Stopp bei 7-Eleven einlegen. War schon in Thailand unser liebster Convenience-Store, ist in Mexiko definitiv auch praktisch. Die Auswahl beim Essen ist etwas eingeschränkter, aber ein warmes Sandwich ist es dann doch geworden.
Weiter ging's, vorbei am "Nett hier"-Sticker und einem Steinhügel mit schönem Blick (auf Seegras natürlich). Trotz gebräunter Haut und Lichtschutzfaktor 50+ hat am Ende der Sonnenbrand gewonnen und wir haben uns auf den Rückweg gemacht.

Seit Hanoi ist viel Zeit vergangen, also stand mal wieder Wäsche waschen auf dem Nachmittags-Programm. Diesmal wieder mit Selbstbedienung, neu waren aber die Hängematten und die dazugehörige Bar! Sehr nett, wenn man eh eine Stunde auf die Wäsche wartet! ;-)
Aus Budgetgründen gab's abends nochmal Nudeln mit Ketchup, schmecken aber auch beim zweiten Mal noch lecker. ;-)
Mexiko hatte einen schweren Start, hat sich aber wirklich Mühe gegeben! Es ist irgendwie noch ungewohnt, jetzt wieder auf einem neuen Kontinent in einer neuen Kultur unterwegs zu sein. Jedes Mal wieder spannend! Die Karibik erinnert uns an Thailand, die riesigen Supermärkte an Australien und das Autofahren an Florida, es ist schon verrückt.







































































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