Bacalar und Bécan
- Madeleine Schauer
- 1. Mai 2024
- 6 Min. Lesezeit
Tag 244 - Die Lagune der sieben Farben
Yucatán ist nicht nur bekannt für Mayaruinen, sondern auch für herrlich blaue und erfrischende Cenoten. Diese Karsthöhlen sind mit super klarem und kühlem Grundwasser gefüllt und finden sich überall verteilt auf der Halbinsel. Manche sind über große Höhlensysteme miteinander verbunden und bis zu 100 Meter tief. Leider sind die meisten unglaublich teuer, da kommt schon mal ein Spaßbad-Eintritt zusammen. Wir haben allerdings die einzige kostenfreie Cenote von Tulum gefunden, nur 20 Minuten von unserer Haustür entfernt. Eine kurze Suche im Wohngebiet musste aber sein, Schilder gibt es absolut keine. Wir haben das kleine Schmuckstück aber doch gefunden und mussten es nur mit wenigen anderen Leuten teilen. Das Wasser ist herrlich türkis, kühl und super super klar. Da kann man von oben erahnen, dass die Cenote stellenweise bestimmt 3-4 Meter tief ist.
Nach dem Check-Out sind wir nochmal in den überdimensionierten Supermarkt gefahren, um uns für die nächsten Tage einzudecken. Wahrscheinlich hätten wir dort auch Autozubehör und Möbel kaufen können, so groß wie der Laden war. Zu unserer allergrößten Begeisterung gab es einen riesigen Backstand mit frischen Brötchen, total knusprig und ziemlich billig! :-)
Fahrt Nummer 2 unseres Roadtrips führte uns etwa 2,5 Stunden südlich zu einem Bungalow-Dorf in Buenavista, einem kleinen Nest neben Bacalar. Die Gegend ist bekannt für die spektakulär blaue Süßwasserlagune, die wohl in sieben verschiedenen Blau- und Grüntönen schimmert. Mit ausreichend Countrysongs ging die Fahrt eigentlich viel zu schnell vorbei! Immerhin konnten wir jetzt aber das echte Yucatán außerhalb der touristischen Zone um Cancún und Playa del Carmen sehen. Kleine Dörfer, rustikales Leben, trockene Landschaft.
Mit dem Leihrad sind wir dann losgezogen zum privaten Laguna Club der Unterkunft. Der Weg dorthin war abenteuerlich, mit wirklich vielen Schlaglöchern und Sand und das ganze mit klapprigen Rädern. Am Club standen wir erstmal vor dem verschlossenen Tor, war aber zum Glück nur angelehnt. ;-) Drinnen waren wir dann absolut überrascht! Ein riesiges, super gepflegtes Gelände, Sitz- und Liegemöglichkeiten direkt am eigenen Steg und einfach niemand da! Alles für uns alleine! :-)
Nachdem wir genug von der tollen Wasserfarbe aufgesaugt hatten und sich allmählich der Hunger meldete, sind wir zurück über die Buckelpiste. Dann haben wir uns die knusprigen Brote mit Hummus schmecken lassen. :-) Leider wurden wir ganz schön gestört von der absoluten Mückenplage, die von Insektenspray und langer Kleidung ziemlich unbeeindruckt war.
Tag 245 - Privates Paradies
Wenn endlich wieder keine fremden Menschen im eigenen Zimmer schlafen, schläft man doch irgendwie besser. Viel zu spät sind wir aus den Betten gefallen und haben ein Erdnussbutterbrot verspeist. Und während wir noch nachdenken, was wir heute eigentlich machen wollen, fragen uns die mexikanischen Freunde des Gastgebers, ob wir mit ihnen zur Lagune wollen, sie würden ein Photoshooting machen. Wir hatten sie schon beobachtet, wie sie das (zu teure) Frühstück professionell fotografieren. Warum nicht, haben wir gedacht und sind mit los. Nach ein paar Schritten durch den Wald und einigen "Wow, diese Fahrräder machen ja soooo Spaß"-Fotos haben wir uns dann aber abgeseilt und sind wieder zum Laguna Club gefahren. Die meiste Zeit waren wir wieder fast alleine und konnten laut unseren liebsten "ZEIT Verbrechen" Podcast hören.
Zum Abendessen sind wir heute ins einzige Restaurant im Ort gelaufen. Es gibt keine Karte, nur ein gemaltes Schild. Und es gibt auch keine Touristen (die gibt es in Buenavista eh fast nicht), aber das mögen wir ja! Und es hat sich ja so gelohnt, wir hatten mega leckere Tacos! Bier holt man sich selbst im Laden nebenan, so läuft das auf dem Dorf. Nur die Mückenplage, die ist wirklich ein Problem!
Abends in unserer Hütte haben wir dann gemerkt, dass der Strom nicht funktioniert, also kein Licht und kein Ventilator. Wir durften dann wenigstens in einer anderen Hütte schlafen, da war's noch hübsch aufgeräumt im Gegensatz zum Chaos in unserer eigenen. ;-)
Tag 246 - Bacalar, ein "Pueblo Mágico"
Die knusprigen Brötchen waren aufgebraucht, also sind wir morgens zum Frühstücken nach Bacalar gefahren. Da gab es dann Salbutes und Panuchos (die wir als Laien als Tacos bezeichnet hätten, aber die Fladen sind entweder mit Bohnenpaste gefüllt oder frittiert) und Chilaquiles, eine Art Eintopf mit Tortilla-Chips. Wieder mal waren wir die einzigen Nicht-Einheimischen, die Speisekarte ein Stück Pappe an der Wand, aber wir kommen klar. :-)
Bacalar selbst gilt als sogenannter "Pueblo Mágico" in Mexiko, einer von 132 Orten, die für das nationale Kulturgut besonders wichtig sind. Eigentlich wollten wir gern mit dem Kayak über die Lagune paddeln, die sind aber wirklich unverschämt teuer. Stattdessen sind wir rüber zur öffentlichen Badestelle, da kann man auf dem Steg sitzen und schwimmen. Durch den starken Wind waren die Wellen aber ziemlich hoch (vor allem für einen See!), sodass wir beim Schwimmen und auch draußen ab und zu eine Ladung Wasser abbekommen haben. Zum Glück ist es nur Süßwasser. ;-) Einen kleinen Stadtbummel gab's noch hinterher, vorbei am Fort San Felipe. Das wurde von den Spaniern erbaut und unter anderem tatsächlich für die Abwehr von Piraten genutzt!
Relativ früh waren wir dann wieder Zuhause und haben uns an die längst überfällige Reiseplanung gesetzt. Einige Wochen sind ja durchaus noch übrig, die wollen gefüllt werden. ;-)
Weil es am Vorabend so nett war, sind wir nochmal zum Restaurant um die Ecke gegangen. Diesmal gab's Pizza mit scharfer Sauce und einen kleinen Plausch mit dem Eigentümer - dafür, dass wir Spanisch nur mit Apps lernen, geht's eigentlich! ;-) Heute haben sich sogar die Mücken etwas zurückgehalten, sodass wir wenigstens in Ruhe essen konnten. :-)
Tag 247 - Mystische Mayapyramiden
Die letzte Nacht hatten wir trotz funktionierendem Strom wieder in der Ersatz-Hütte verbracht. War gut so, denn tatsächlich wäre nachts wieder der Strom weg gewesen.
Schnell die Rucksäcke ins Auto und zum Frühstück wieder nach Bacalar. Noch nicht ausprobiert hatten wir die Huaraches, auch wieder ein belegter Teigfladen (benannt nach der Form der Sandalen des indigenen Volks der Purépecha). Der kleine Einkauf im lokalen Supermarkt ging schnell. Geld abheben war schwieriger, da es wenig Automaten gibt und die Gebühren zum Teil auch noch frech hoch sind. Im nächsten Supermarkt gab es einen, für den wir und die beiden Reisenden vor uns offensichtlich zu doof waren. Die Lösung war dann, die Karte tatsächlich quer reinzustecken - hatten wir noch nie gesehen! Der letzte Punkt der To-Do-Liste war Tanken, bevor wir in das leere Landesinnere von Yucatán fahren wollten. Gar nicht mal einfach, denn die meisten Google-Bewertungen sprachen von Betrug mit Geldscheinen, falschen Tankanzeigen etc. Das soll gar nicht heißen, dass hier alle kriminell sind, ganz im Gegenteil. Wir haben schon so viele nette Leute getroffen, alle grüßen auf der Straße und sind hilfsbereit. Aber natürlich gibt es strukturelle Probleme in Mexiko, die man nicht wegdiskutieren kann. Wir haben zum Glück eine Tankstelle gefunden, bei der alles reibungslos lief. :-)
Wir entfernen uns weiter von touristischen Gebieten und sind nun mitten auf der Halbinsel unterwegs. Nur ein paar Meter trennten uns von der Grenze nach Belize. Es gibt endlos viele LKWs aufgrund der Tren-Maya-Baustellen, kleine Straßenstände und authentisches mexikanisches Leben. Außerdem sind ungewöhnlich viele alte VW Käfer auf den Straßen unterwegs, das scheint hier ein Ding zu sein! Und noch etwas fällt auf: Coca-Cola hat offenbar das ganze Land gekauft, anders kann man sich die Millionen Schriftzüge an den Häuserwänden überall nicht erklären!
Mit dem Wechsel vom Bundesstaat Quintana Roo nach Campeche haben wir auch die Zeitzone gewechselt und haben jetzt wieder acht Stunden Zeitverschiebung.
Unser Ziel Xpujil bzw. der Mini-Ort Bécan liegt mitten im Nirgendwo. Die Hühner laufen über die Straße und es ist genau gar nix los.
Versteckt im Wald liegt hier aber ein absolutes Highlight von Yucatán: Die Mayaruinen von Bécan! Nur einen kurzen Fußweg von der Unterkunft entfernt befindet sich das Areal mit riesigen Ruinen und Pyramiden, auf die man tatsächlich auch noch klettern darf! Der Eintritt ist günstig und das allerbeste ist: fast niemand ist hier! Im Gegensatz zu den berühmten Ruinen von Tulum oder Chichén Itzá trifft man hier kaum eine Menschenseele und hat wirklich das Gefühl, man hätte die Ruinen gerade erst entdeckt! :-)
Sprachlos sind wir durch den Wald gelaufen und haben die riesigen Ruinen bestaunt. Absolute Meisterwerke wurden schon in den Jahren vor Christus gebaut! Niemals vergessen werden wir den Moment, als wir mithilfe eines Seiles nach ganz oben auf die höchste Pyramide gestiegen sind und dann oben auf die endlose Landschaft schauen konnten. Die anderen Ruinen blitzten nur noch oben durch die Bäume durch. Wie oft im Leben steht man schon ganz allein auf einer alten Maya-Pyramide????? :-)
Erschöpft haben wir uns (bzw. ich mich) dann kurz in die Hängematte gepackt. Das einzige Restaurant im Ort schließt um 18:00 Uhr, also sind wir nochmal nach Xpujil gefahren. Wieder nur Locals, dafür riesige Portionen und ein großes Glas Horchata dazu! :-)
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