Huê
- Madeleine Schauer
- 31. März 2024
- 5 Min. Lesezeit
Tag 214 - Spektakuläre Ausblicke
Da wir ja nun schon wussten, dass es keinen Bus zwischen Hôi An und Da Nang gibt, mussten wir doch wieder auf das teure Auto ausweichen. Immerhin war das sehr pünktlich und wir mussten noch ziemlich viel Zeit am Bahnhof verdaddeln. Letztendlich saßen wir aber auf unseren Plätzen im Zug, nicht ganz so kuschlig wie auf der Nachtfahrt, aber immerhin keine Holzbank. Die merkwürdigen Momente, in denen die Dame hinter uns ihren Fuß auf unsere Armstütze gepackt hat, vergessen wir einfach wieder... Stattdessen haben wir viel aus dem Fenster geschaut, denn die Strecke in den Norden gehört zu den schönsten überhaupt! Auf der linken Seite tauchen plötzlich große bewachsene Felsen auf - teilweise so hoch, dass oben die Wolken festhängen. Dazwischen grüne Reisfelder und Wasserbüffel, eben genau so, wie man sich Vietnam vorstellt. Die rechte Seite ist nicht weniger spektakulär, dort laufen die Schienen hoch oben über dem Meer an den Klippen entlang. Unten blitzen immer wieder einsame Strände auf, eine ganz andere Seite von Vietnam. Am liebsten wären wir von Fenster zu Fenster gerannt, aber das geht im vollen Zug leider nicht. ;-)
Etwa 2,5 Stunden später kamen wir in der schönen Stadt Huế an. Sie ist die ehemalige Residenzstadt des Kaisers und hat neben der berühmten Zitadelle auch eine bepflanzte Promenade am Parfümfluss, ein recht modernes Flair und eine tolle Kaffeekultur zu bieten. Unsere Unterkunft ist auch das absolute Gegenteil des Bambusdorfes am An Bang Beach! Ein eigener Kühlschrank, ein Wandgemälde, indirektes Deckenlicht und ein Fernseher, der absolute Luxus! Schnell haben wir entdeckt, dass wir sogar Netflix schauen können, das ist ja wirklich die Kirsche auf der Sahnetorte! ;-) Und dabei gehört sie zu den billigsten Unterkünften der ganzen Reise, das muss man noch dazu sagen! ;-)
Nach über einer Woche ohne Wäsche waschen sind uns dann doch die Klamotten ausgegangen und wir mussten unseren Kram in der Wäscherei abgeben. Eigentlich waschen wir lieber selber im Waschsalon, aber sowas gibt's hier leider nicht. Bis zur Abholung müssen wir also mit den allerletzten schmuddeligen Klamotten rumlaufen. ;-)
Immerhin haben wir abends wieder lokale Spezialitäten probiert und sind wieder mal ganz angetan von der vietnamesischen Küche. Sogar ein Dessert gab es auf's Haus, Bánh Flan ist eine leckere Karamellcreme. Eigentlich wollten wir hinterher noch zur Walking Street und den Abend in einer Bar ausklingen lassen, aber ein Gewitter hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zum Glück haben wir Netflix! ;-)
Tag 215 - Durch die Kaiserstadt

Nach den vielen Omeletts mit Baguette zum Frühstück wollten wir mal was Neues ausprobieren und haben in einem netten familiengeführten Café tatsächlich Shakshuka gefunden! Eigentlich wird das mehr in Nordafrika und im Mittleren Osten gegessen, aber wir machen das Zuhause auch gerne. :-)
Wir hatten uns für den heutigen Tag die Zitadelle bzw. Kaiserstadt vorgenommen. Diese ehemalige Residenz ist der Verbotenen Stadt in Peking nachempfunden und ein großer Komplex mit Palästen, Gärten, Tempeln und Wassergräben. In den vergangenen beiden Kriegen wurde viel zerstört, das jetzt Stück für Stück wieder restauriert wird. Leider gibt es vor Ort nicht so viel Infomaterial und der Audio-Guide soll mies sein (und uns fehlt die Geduld dafür), also sind wir einfach mal drauflos gelaufen. Ja, es gibt einige Baustellen, dafür aber auch viele schöne Ecken! Kleine Gärten, die einer Oase ähneln, reich verzierte Wohngebäude und rote Säulengänge. Der Palast selbst ist wirklich prunkvoll verziert, hat uns aber lustigerweise an Potsdam erinnert. :-) Insgesamt waren wir positiv überrascht vom Gelände, auch wenn wir die Hintergrundgeschichten der Gebäude nicht kennen. Der letzte Kaiser von Vietnam hat aber wohl bis 1945 dort residiert und hat tatsächlich noch bis 1997 gelebt, das ist historisch ja wirklich noch nicht lang her.
Die Hitze hat uns ganz schön zu schaffen gemacht, sodass wir uns dann draußen doch erstmal in ein Café setzen mussten. Der Himmel war da schon merkwürdig dunkel... Das Gewitter mit einem heftigen Regenguss ließ dann nicht lang auf sich warten. Und dahin war der Plan, dann die halbe Stunde nach Hause zu laufen und auf dem Weg die Wäsche abzuholen... Zum Glück gibt es ja das Onlinetaxi, bei dem man sogar vorher schon Stops bestimmen kann - wir sind also für 2€ fast trocken und mit frischer Wäsche zuhause angekommen. ;-)
Zum Glück hatte es für den Weg zum Abendessen wieder aufgehört. Die nassen Straßen in Kombination mit Flip-Flops haben aber zu bösen Dreckspritzern auf den ganzen Beinen und den frisch gewaschenen Klamotten geführt... Die nächste Handwäsche war dann also abends auch noch dran... ;-)
Tag 216 - Eine Pause zum Denken
Wir haben mittlerweile gelernt, dass man nicht alle Restaurants der Stadt ausprobieren muss, wenn man etwas Verlässliches gefunden hat. Daher gab's wieder Shakshuka zum Frühstück und tatsächlich haben uns die beiden Damen dort wieder erkannt und sich total gefreut. :-) Sogar eine Tasse Tee haben wir gratis bekommen, total nett. :-)
Der Tag ging dann irgendwie schneller rum als uns lieb war. Wir hatten so viele Pläne, was wir alles recherchieren und planen wollten. Am Ende haben uns die mehr als schlecht bewerteten Busverbindungen in den Norden und unser nächstes Reiseziel ziemlich lang aufgehalten. Immerhin haben wir jetzt eine Tour im Nationalpark und statt der Busse zwei Züge gebucht. Das ist zwar aufwendiger, aber offenbar verlässlicher. Insgesamt war es dann auf jeden Fall zu viel Bildschirmzeit, die wir erstmal mit einem Cà Phê unterbrechen mussten. So schön es auch wäre, jeden Tag etwas zu erleben - aber irgendwann muss man sich die Erlebnisse ja auch ausdenken. Und wir genießen diese freien Tage immer mehr. :-) Für einen kurzen Friseurbesuch für unglaubliche 2,24€ hat die Zeit aber doch gereicht. ;-)

In der Nähe gibt es einen berühmten Bánh-Mì-Laden, bei dem wir für 3€ ganze sechs Baguettes bekommen haben. Sie waren auch nicht riesig, aber lecker! Was genau wir da gegessen haben, wissen wir aber auch nicht - einfach drauf zeigen und dann wird es auf's Brot geschmiert. ;-)
Endlich haben wir auch mal wieder einen richtigen Supermarkt gefunden, das ist lang her! Jetzt sind wir mit ausreichend Snacks für die nächsten (Reise-)Tage eingedeckt. :-)
Ein letzter Netflix-Abend musste noch sein, die Chance kommt so schnell nicht wieder!
Tag 217 - Auf zu grünen Hügeln
Rituale sind wichtig, deswegen ein letztes Shakshuka, erneut eine geschenkte Tasse Tee und zwei erfreute Gastgeberinnen. :-) Diesmal wussten sie die Bestellung schon, als wir nur den Laden betreten haben, das ist mal ein Service. ;-)

Ein bisschen Wartezeit zwischen Check-Out und Fahrt zum Bahnhof mussten wir noch rumkriegen, dann konnten wir in den Zug springen. Erstmal gab es ordentlich Verwirrung mit den Sitzplätzen, weil eine Gruppe sich zusammen gesetzt hatte und die gebuchten Sitzplätze dann irgendwie nicht mehr aufgingen. Tatsächlich haben sie uns dann aber im Nachbarwagen zwei freie Sitze gezeigt, die eigentlich zu ihnen gehört hätten und haben uns sogar das Gepäck dorthin getragen. Damit haben wir quasi ein Upgrade bekommen, der Nachbarwagen war nämlich der mit den Premiumsitzen, bei denen man die Füße ein bisschen hochlegen kann. ;-) Also saßen wir ganz bequem, haben wieder mal die Reisfelder bewundert und unsere Snacks verspeist.

Am Bahnhof in Dong Hoi hat uns dann der Fahrer vom Hotel erwartet, auf den wir leider schon wieder angewiesen waren. Tagsüber gibt es zwar einen öffentlichen Bus nach Son Trach, das kleine Nest im Phong Nha Nationalpark, in dem die allermeisten Touristen übernachten. Leider kommen alle Züge aus dem Süden erst nach 17:00 Uhr an, da ist der letzte Bus schon weg. Dafür hatten wir nochmal 45 komfortable Minuten und haben wirklich staunend aus dem Fenster geschaut. Viele Felder mit roter Erde, natürlich Reisfelder, kleine Wälder und plötzlich diese tollen hohen Karstfelsen, die wir aus Thailand und Malaysia schon kennen. Zusammen mit der untergehenden Sonne und dem leichten Dunst eine ganz tolle Kulisse, die wir in den kommenden beiden Tagen noch besser kennenlernen dürfen. :-)

















































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