Letzte Tage in Australien
- Madeleine Schauer
- 8. Jan. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Tag 131 - Entdeckungstour
Ein morgendlicher Friseurbesuch und Marvin sieht wieder aus, wie vor Beginn der Reise... ;-) Braun gebrannter natürlich, aber immerhin sind die Haare ab. Definitiv praktisch, wenn die Nachbarin Friseurin ist. ;-)
Ein lang gehegter Plan wurde heute auch endlich in die Tat umgesetzt! Da Pascale noch nicht so lange auf dieser Farm lebt und somit nicht jeden Winkel kennt, wollten wir seit Wochen den Bachlauf erkunden, der an ihrer Grundstücksgrenze verläuft. Irgendwo dort sollte eine Pumpe sein, die sie finden wollte. Aber natürlich wollen auch die hübschen Badestellen erkundet werden. ;-)

Also sind wir mit kurzen Sachen und Flip-Flops losgezogen, schließlich wollten wir das Wasser erkunden und nicht das Ufer. Jeremy mag kein kaltes Wasser und hat daher den Uferpart übernommen. Das ging eine ganze Weile gut, wir im Wasser, er draußen. Bis Feuerameisen und Felsen ihm den Weg versperrt haben und er irgendwo im Dickicht verschwunden hat – wir haben ihn bis zum Schluss nicht wiedergesehen…
Wir vier im Wasser hatten aber unseren Spaß! Die Pumpe haben wir gefunden, Aale und Blutegel auch… ;-) Hatten zumindest drei von uns es lange geschafft, einigermaßen trocken zu bleiben, hat es irgendwann dann doch jedem mal die Füße weggezogen und platsch – nass! ;-) Sobald man einmal nass ist, kann man aber Hindernisse wenigstens umschwimmen. ;-) Wir haben lange nicht so gelacht wie während diesen drei Stunden Fluss-Erkundung! :-)
Nach viel Dickicht und unbekannter Gegend standen wir auf einmal an der Straße und haben uns für eine kleine Abkürzung über die Weide entschieden. Das Gras war schon merkwürdig platt gedrückt, als sei jemand vor uns da gewesen… In der Ferne haben wir tatsächlich im gleichen Moment Jeremys Auto gesehen, er muss also irgendwie einen Weg in die Außenwelt gefunden haben… ;-)
Unser Ziel war ein herrliches Wasserloch am Fuß einer Weide, mit warmen Felsen wie in den Rapids. Dort erwartete uns nach den ganzen Strapazen ein toller Blick und kaltes Bier. :-) Am Himmel türmten sich aber schon die schwarzen Wolken auf… Also sind wir nicht allzu lang geblieben und sind dann ins Auto gesprungen, das vorher dort geparkt wurde. Keine Minute zu früh, denn der Nieselregen fing schon an, sobald wir drinnen saßen… Kaum hatten wir das Wohnhaus in Sichtweite, ging ein Unwetter los, das seinesgleichen sucht! Wir waren ja eh noch nass und ich wollte schon lange im Regen tanzen, also sind wir beide aus dem Auto gesprungen und haben uns vom prasselnden Regen erfrischen lassen. Wir haben dann aber doch recht schnell Schutz im Haus gesucht (und das Auto in der Scheune)… Fazit am Ende des Tages: Die armen Schafe stehen mitten im Schlamm, das Haus für die Hühner liegt zusammen gefaltet am Boden und die Hundehütte klebt wortwörtlich am Zaun…
Wie wir abends erfahren haben, war Jeremy tatsächlich derjenige, der das Gras vor uns plattgedrückt hat – wie auch immer er den Weg dorthin gefunden hat. Laut eigener Aussage hatte er befürchtet, niemals den Weg nach draußen zu finden. ;-)
Wie schade, dass wir uns von ihm schon verabschieden mussten, sein Urlaub ist vorbei und er muss zurück zur Arbeit. Mit jedem Abschied merken wir aber, dass wir hier keine Arbeitsstelle gefunden haben, sondern eine zweite Familie. :-)
Tag 132 -
Der Blick aus dem Fenster verhieß schon morgens nichts Gutes... Aber Scott, der professionelle Zaunmann, stand schon wieder um 7:00 Uhr auf der Matte und hat sich ans Werk gemacht. Damit der arme Mann nicht allein unter dem grauen Himmel arbeiten muss, haben wir ihn unterstützt, wo es geht. Den Maschendraht ausrollen und am Stahldraht befestigen können wir, das haben wir immerhin selbst schon in klein gemacht. ;-) Allerdings auf einer Länge von vielleicht 50 Metern. Jetzt reden wir von vielen vielen hundert Metern Zaun, da ist alles eine Nummer größer. ;-) Wir beide haben den ganzen Vormittag und Mittag damit verbracht, den Zaun mit kleinen Metallclips am Draht zu befestigen. Mit meinem Werkzeug ging das super, Marvin hat die ganze Zeit geflucht... ;-) Solange es nur kurz geregnet hat und wir danach Zeit zum Trocknen hatten, war alles gut. Dann aber setzte ein stetiger und kräftiger Regen ein, der uns alle bis auf die Haut durchnässt hat. Nur die Füße in den Gummistiefeln blieben trocken. Obwohl... Eigentlich nicht mal das, dank eines Blutegels, das sich durch Marvins Socke gebohrt hatte...
Die Stimmung hob sich dank Pascales Freund Anthony, der hatte Macadamia-Nüsse mit Honigmantel dabei. Zucker hilft! ;-)
Eine späte Mittagspause gegen 15:00 Uhr gab uns die Gelegenheit, den Kamin anzuwerfen und unsere Sachen wenigstens notdürftig zu trocknen. Die restliche warme Kleidung hing frisch gewaschen und noch nass draußen auf der Wäscheleine...
Am späten Nachmittag haben wir das Großprojekt Zaunbau beendet und uns danach auf das wohlverdiente Risotto gestürzt! :-)
Tag 133 -
Nachdem wir morgens die restliche Utensilien vom Zaunbau auf der riesigen Weide eingesammelt hatten, durften tatsächlich die Schafe und ihre Hütehunde das neue Reich erkunden! :-) Ein bisschen unsicher sind sie noch, was sie jetzt mit dem ganzen Platz anfangen sollen. ;-) Nächste Woche kommen aber 25 neue Schafe zu den bestehenden zehn dazu, die werden die Wiese schon abmähen.
Umgezogen ist auch unser Hengst Max, den wir sonst immer prima vom Haus aus beobachten konnten. Er wohnt jetzt bei Pascales Mama, zu der wir heute ohnehin fahren wollten. Charlie Brown, der zweite Esel dort, fand es allerdings nicht so toll, dass da ein zweiter (und deutlich größerer) Typ aufgetaucht hat... ;-)
Heute haben wir auch ein Kapitel beendet, das uns wirklich lange begleitet hat: Bambus! Die letzten großen Töpfe sind im Hänger und das Gewächshaus ist in mühsamer Handarbeit in kleinere Teile zerlegt. Der eigentliche Grund für unser Drängen auf den Besuch bei Pascales Mama war aber nicht der Bambus, sondern unsere lieben Chihuahuas Delta und Winston. Delta haben wir ja aufgrund der kleinen Hundebabys mit ihrer Mutter Pip getauscht und deswegen ganz schrecklich vermisst. Und kaum sind wir aus dem Auto gestiegen, flogen beide Hunde förmlich auf uns zu und waren ganz ganz aufgeregt. :-) Wobei Winston weniger rennt, sondern mehr wie eine Reh hüpft - wir haben es bouncen genannt. ;-) Von den beiden mussten wir uns jetzt also schon verabschieden...
Tag 134 - Letzter Tag
Wie immer, wenn es einem irgendwo gut gefällt, rast die Zeit nur so dahin… Gerade noch die Neuen auf der Farm, schon sind wir in den letzten Tag unseres australischen Farmlebens gestartet. Ein letztes Mal die Hunde füttern, den Garten wässern und Sayo melken – die Jungs haben übrigens keine Chance bei unserem fast täglichen Melk-Wettbewerb, kleinere Hände schaffen offenbar mehr… 😉
Damit das Bambus-Kapitel endgültig geschlossen werden kann, musste der letzte Anhänger voller Pflanzen noch ausgeladen werden. Und da saß sie am Blumentopf – klein, schwarz und ganz schön giftig – eine Redback Spider. Ganze drei Monate hat es also gedauert, bis wir endlich eine giftige Spinne gefunden haben. Soviel zum Thema, überall in Australien würde man über gruselige, riesige oder giftige Tiere stolpern. 😉 Zwei kleine Huntsman Spiders haben wir im Haus gefunden, nicht die handgroßen furchteinflößenden Exemplare. 😉
Ein weiteres Kapitel konnten wir glücklicherweise auch noch beenden: Der umgefallene Zaun bei Pascales Onkel steht wieder! Vor Wochen hatten wir dort angefangen, den Zaun zu bauen und mit dem Bulldozer aufzuräumen – bis uns der Starkregen überraschte und wir alle patschnass nach Hause fahren mussten. Dank strahlendem Sonnenschein gab es diesmal keine Unterbrechungen, der Zaun ist schick, die Brombeerbüsche haben deutliche Spuren an uns hinterlassen und Anthony hat sich mit dem Bulldozer einen wirklich beeindruckenden Weg durch das dichte Gestrüpp gebahnt. Natürlich haben es sich die kleinen Hunde auch diesmal nicht nehmen lassen, ihre Menschen überallhin zu begleiten. 😊 Pip hat aber zwischendurch eine Rückfahrt nach Hause bekommen, damit ihre Welpen nicht zu lang alleine sind. 😊
Das unliebsame Packen haben wir dann abends doch irgendwann angefangen… Da wir aber wirklich komplett dreckverschmiert waren, mussten noch zwei Waschmaschinen laufen, bevor alles im Rucksack gelandet ist.
Unser letzter Abend ging direkt von Spaghetti mit Meeresfrüchten und dem letzten Cola Bourbon in eine Abschiedsparty über. 😊 Eine Flasche Sekt, Musik aus unserer Elands-Playlist, Tim und Pascale tanzend im Wohnzimmer, Tim und Anthony, die sich im Rauchringe pusten übertreffen (wir haben es „Vape-Off“ genannt) und wir beide mittendrin, irgendwo zwischen Lachen und Weinen. Was für ein grandioser Abschiedsabend!
Tag 135 - Abschied
Auch wenn wir abends spät ins Bett gekommen sind, hat uns der Wecker früh gnadenlos aus dem Bett geschmissen. Schnell fertig gepackt, Brote geschmiert und zum letzten Mal die Hunde gekuschelt. Die kleinen Welpen haben heute zum ersten Mal ihre Äuglein aufgemacht. 😊
Pascales Mama war so lieb und hatte uns angeboten, den weiten Weg zum Bahnhof zu übernehmen. Kaum saßen wir im Auto, ist die kleine Snowball mit reingehüpft und hat es sich im Fußraum bequem gemacht. Sie weiß ganz genau, dass ich sie am allerliebsten mitgenommen hätte. Als Andenken bleiben uns aber wenigstens viel weißes Fell auf der Hose, daraus könnte man direkt noch ein Hündchen stricken… 😉
Die 90-minütige Autofahrt durch die Berge haben wir nochmal richtig genossen. Die Landschaft ist einfach unbeschreiblich schön, die Zikaden haben ihr Bestes gegeben und ein letztes Känguru ist über die Straße gehüpft. Irgendwann kommt dann aber doch die Zivilisation zurück, mit asphaltierten Straßen, gemähten Vorgärten und vielen vielen Menschen. Wir haben uns tatsächlich gar nicht so wohl gefühlt, als wir da am Bahnhof in Taree saßen. Alles zugebaut, städtisch, fremd.
Glücklicherweise führte die Zugstrecke nochmal quer durchs Hinterland und wir konnten stundenlang auf die Wiesen, Weiden und Farmen schauen. Sogar den Hawkesbury River aus meinen Australien-Romanen hab ich jetzt nochmal live gesehen. 😊

War uns Taree schon zu städtisch, hat uns Sydney richtig überrollt und überfordert. Großstadt ist hart, wenn man ans Landleben gewöhnt war. Wir haben wir uns mit allen wichtigen Dingen eingedeckt, die wir während der kommenden Monate nicht mehr so einfach bekommen können. Sonnencreme zum Beispiel… 😉 Dann sind wir ein letztes Mal zum Circular Quay gebummelt und haben die Oper betrachtet - Abschied von einem großartigen Land.
Morgen geht’s wieder mal früh raus und ab zum Flughafen, dann startet ein ganz neues Kapitel. 😊 😉
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