Es weihnachtet
- Madeleine Schauer
- 14. Dez. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Tag 106 - Cowboys und Cowgirls

Da lebt man schon eine ganze Weile auf dieser australischen Farm und dann kommt er endlich: der Cowboy-/Cowgirl-Moment! Da in dieser Familie offenbar alle Motorrad fahren können, macht man das nicht zu Pferde, sondern mit dem fahrbaren Untersatz. Irgendwie ist es auch ganz lustig, wenn fünf Motorräder und ein Quad über die Weide schießen und aus allen Ecken Kühe zusammen treiben. Sogar ein ganz frisch geborenes Kalb haben wir im Dickicht entdeckt. Erst ein paar Stunden alt, war es noch nicht fit genug für den schnellen Lauf quer über die Weide. Da wurde es also vorn aufs Quad gepackt und zur Mama gefahren... Was für ein aufregender erster Tag auf dieser Welt!

Nachdem alle Rinder auf die nächste Weide umgezogen waren, durften die Pferde noch ihre Anti-Zecken-Spritzflaschen-Dusche abholen. Ein menschlicher Zaun aus vier Leuten hat die aufgeregten Pferde erfolgreich in Schach gehalten, ganz ohne Hufe im Gesicht. Mein Lieblings-Mitreisender hat nach dem ganzen Abenteuer aber leider ein geprelltes Knie und schont sich jetzt ein paar Tage... :-(
Nach erfolgreicher Verarztung des Knies gab's als kleinen Trost mittags ein Eis (keine Möhre!). Anschließend sind alle Unverletzten zum Wasser aufgebrochen. Frisch geflickte große Gummireifen im Gepäck, um die Wasserrutschen diesmal noch besser auszunutzen. Die Rechnung ging leider nicht auf, die rutschen nämlich überhaupt nicht... ;-) Aber man kann immerhin einigermaßen entspannt im Wasser dümpeln!
Tag 107 - Aussie Jingle Bells
Allmählich kommen wir sogar im heißen australischen Sommer in Weihnachtsstimmung. Wir haben den Baum aus dem Schuppen ausgekramt, die Weihnachtsmusik laut aufgedreht und das Haus geschmückt. Wir haben jetzt zwei große Lichterketten quer durchs Haus, draußen leuchtet es auch und der Baum sieht zauberhaft aus! :-) Ausgestattet mit Weihnachtsmütze und Rentiergeweih geht die Arbeit auch gleich noch viel besser... ;-)
Natürlich gibt es auch australische Weihnachtslieder, da unsere klassischen à la Schneeflöckchen natürlich nicht so richtig passen. "Aussie Jingle Bells" ist mein Favourit, es lohnt sich, das mal anzuhören. ;-)
All the family is there, sitting by the pool,
Christmas day in the Aussie way, by the Barbecue.
Jingle bells, jingle bells, jingle all the way.
Christmas in Australia on a scorching summer’s day, hey!
Abends haben wir uns alle zusammen im frisch geschmückten und aufgeräumten Wohnzimmer auf die Sofas geschmissen und den neuen Netflix-Film "Leave the world behind" geschaut. Wir sind mit vielen Fragezeichen ins Bett gegangen...
Tag 108 - In der Weihnachtsbäckerei
Die Weihnachtsstimmung hört nicht auf, im Gegenteil! Morgens kam Pascales Mama vorbei und wir haben zusammen Stunden in der Küche verbracht, um hunderte Weihnachtskekse zu backen! :-) Es riecht einfach genau wie zuhause! Und da steht nun die Oma in der Küche und beaufsichtigt unseren Franzosen Tim beim Backen, der in seinem ganzen Leben noch kein Plätzchen ausgestochen hat... Sehr herrlich! :-) Nach vielen Stunden neben dem warmen Ofen können wir stolz auf viele viele Zimtsterne, Mailänderli und Basler Brunsli schauen - und auch ein paar kosten. ;-)
Ein bisschen normale Farmarbeit ist aber auch an solchen Tagen zu leisten. Pascale plant eine Bambusplantage und hat ihre bisherigen Bambuspflanzen aktuell bei ihrer Mama untergestellt. Die vertrocknen in der heißen Sonne aber gerade, deswegen war Umzug angesagt. Drei Hin- und Rückfahrten mit dem Pferdeanhänger voller Pflanzen später standen dann etwa 100 Kübel auf unserer Wiese und erwarten zweimal tägliches Wässern. Die meisten Pflanzen sehen ziemlich tot aus, aber mit Geduld werden die wohl wieder schick - Geduld heißt in dem Fall zwei Jahre wässern...
Leider kann ich dieses Jahr nicht das traditionelle Aschenbrödel schauen. Aber immerhin haben wir uns abends mit einem unserer liebsten Weihnachtsfilme "Tatsächlich Liebe" und Kuscheldecke eingemummelt. Mit dem tollen Weihnachtsbaum im Blick könnte man glatt vergessen, dass es draußen warm und wir am anderen Ende der Welt sind... :-)
Tag 109 - Chihuahua-Ausflug

Ein bisschen Gartenarbeit, viel viel Bambus wässern, Tiere füttern - Langeweile kommt selten. Mit viel Womenpower haben wir zwei Mädels heute mit diversen Auto-Anhängern und ihren Inhalten Tetris gespielt. Und die Jungs haben auch gut zu tun... ;-)
Verdienterweise haben wir eine Mittagspause an den Rapids eingelegt. Und weil diese Chihuahuas einfach zu den niedlichsten Wesen dieser Welt gehören, durften zwei mit ins Auto hüpfen, um sich abzukühlen. Die ganze Fahrt über Flausch an den Füßen... ;-)

Erst etwas unentschlossen, sind Honey und Bella dann aber doch über die nassen Felsen geflitzt und Bella hat sogar den Sprung ins Wasser gewagt. Da liegt man so entspannt in seinem kleinen Wasserfall und dann hüpft einfach ein Hund drauf und will gekuschelt werden... :-) Wir sollten die beiden immer mitnehmen, es ist ja noch so viel lustiger! :-) Auf der Rückfahrt hatten es sich dann beide auf dem Handtuch auf meinem Schoß bequem gemacht. Handtücher finden sie einfach generell toll: Jedes Mal, wenn ich auf der Wiese liege und lese, kommen mindestens drei kleine Hunde angehüpft und wollen mit drauf... :-) Das macht allerdings das Lesen schwierig bis unmöglich...
Tag 110 - Farmsitting
Wir haben lange gewusst, dass der Tag kommt, aber es ist dann doch irgendwie komisch: Pascale fährt mit ihrer Familie in den alljährlichen Camping-Urlaub und wir sind Farmsitter für acht Tage. Nie hätte ich gedacht, dass der Traum Farmleben so weit geht, dass wir ganz allein auf einer riesigen Farm sind und uns um alles selbst kümmern können! Wir fühlen uns geehrt, dass sie uns so viel Vertrauen entgegen bringt und sind sehr sehr dankbar, dass wir mal wieder Glück im Leben hatten und hier gelandet sind. :-)
Morgens den ganzen Garten (und den Bambus...) wässern, die Hunde und Hühner füttern, die Kuh melken und die Schweine beim Frühstück beobachten. Poo Patrol war auch endlich mal wieder am Werk, damit wir morgen den ganzen Bambus mit Pferdeäpfeln düngen können.
Ein bisschen komisch ist es aber auch, auf einmal alleine hier zu sein. Zum ersten Mal seit Monaten fühlen wir uns irgendwo richtig Zuhause und können ausprobieren, wie das Leben woanders sein könnte. Und jetzt, wo wir tatsächlich für einige Tage unsere eigenen vier Wände haben, abends selbst kochen und uns den Tag selbst einteilen können, wird das nochmal viel bewusster. Farmleben gefällt uns definitiv gut - man ist sein eigener Chef, verwirklicht jeden Tag kleine Projekte, sieht den Gemüsegarten wachsen und der nächste Chihuahua ist sicherlich nie weit. ;-) Manchmal könnte man bei den vielen Farmtieren direkt vergessen, dass das hier Australien ist. Und dann hüpft ein Känguruh über die Straße, fliegt ein bunter Papagei über die Wiese und nebenan im Baum unterhalten sich zwei schwarze Kakadus... :-)
Allein für den Blick aus dem Fenster lohnt sich morgens das Aufstehen! Keine zwei Stunden liegen zwischen einem heftigen Unwetter, einem tollen Regenbogen und herrlicher Abendstimmung... :-)
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