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Sonnenuntergang

Anstrengung im Urwald

  • Autorenbild: Madeleine Schauer
    Madeleine Schauer
  • 6. Juli 2024
  • 9 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Juli 2024

Tag 309 - Eisiges Wetter


Es gibt ja so manches, was irgendwie unangenehm ist. Zum Beispiel nachts das Zimmer verlassen zu müssen, um auf Toilette zu gehen. Wenn es dann draußen noch kalt ist, wird es direkt noch unangenehmer. Wenn man dann aber aufgrund von nächtlichem Regen noch im Dunkeln die Gummistiefel anziehen und die Regenjacke im großen Rucksack suchen muss, ist der Gipfel der Unannehmlichkeiten erreicht. 😉


Lange hatten wir uns vor dem Sonntag gefürchtet, sollte er doch der kälteste Tag der Woche werden. Eingemummelt sind wir früh losgezogen und haben vergeblich auf die Sonne gewartet. Durch die dicke Wolkendecke blieb es lange düster, der Wind heulte durch die Bäume und am liebsten hätten wir uns alle lange an einer heißen Tasse Tee festgehalten und unter den Mützen versteckt. Grundsätzlich ist es gar nicht so kalt, aber in den offenen Gebäuden ohne Fenster und mit ausschließlich kaltem Wasser fühlt sich alles nochmal zehn Grad kälter an. 😉


Aufgrund des schlechten Wetters haben wir morgens als erstes Maggies Wege auf umgeflogene Bäume untersucht. Die möchte man nicht im Weg haben, wenn Maggie dabei ist. Währenddessen haben wir zwei Tiere gesehen, welche für uns sehr nach Hunden klangen, eventuell aber Wildschweine waren. Angeblich können die wohl täuschend echt wie Hunde bellen. Zurück bei Maggie am Gehege haben wir noch auf den Startschuss für ihren Spaziergang gewartet, was sie wohl nur noch mehr angestachelt hat. Sie hat uns beim Umkreisen ihres Geheges die ganze Zeit verfolgt und mehrfach versucht gegen das Gitter zu springen. Aus diesem Grund haben wir uns gegen den Spaziergang entschieden und sie stattdessen an das lange Seil neben ihrem Gehege geschnallt. Dort konnten wir dann wieder etwas mit ihr spielen.


Peanut wurde vom kalten Wetter und Wind richtig angestachelt und ist wie wild durch sein Gehege geflitzt. Gaia dagegen war eher gemütlich unterwegs und hat sich beim letzten Lauf-Training mit meinem Partner ganz ordentlich benommen. Ich gebe zu, dass ich lieber hinter Gaia laufe und alles im Blick habe, anstatt die knurrende große Katze im Rücken zu haben. 😉 Ein Baby-Foto von Gaia hat dann abends viele Gemüter erhellt und trotz der Kälte für viel Wärme ums Herz gesorgt. 😊


Scheinbar gab es einen bisherigen Rekord bezüglich der Rundenanzahl welche man mit Kusiy um sein Gehege läuft. Nun ja, den haben wir heute wohl gebrochen. Ganze zwanzig Mal sind wir zu dritt, zwei Menschen und ein Jaguar, im Kreis gelaufen. Den bisherigen Rekordhalter hat das eventuell nicht ganz so begeistert, was wir ihm aber natürlich auch sofort unter die Nase reiben mussten, als wir zurück im Camp eintrafen.

Tag 310 - Bauarbeiten


Dank mehreren Schichten und Handschuhen haben wir die kälteste Nacht gut überstanden, sind aber morgens trotzdem nur widerwillig aus dem Schlafsack gekrabbelt. Eine der wenigen Chancen auf ein gemeinsames Frühstück mit Marvin habe ich auch heute nicht nutzen können, da sich drei kleine Katzen mal wieder viel Zeit gelassen haben. Zum Glück gibt es freie Samstage! 😉


Heute sind wir nicht bereits um 7 zu Maggie aufgebrochen, sondern erst um 9. Dementsprechend wurden wir vorher für Morgenaufgaben eingetragen, welchen wir sonst dank Maggie aus dem Weg gehen. Und wie es der Zufall will, obwohl ich mir beim Zufall nicht so ganz sicher bin, habe ich erneut Frühstück für Matt Damon und alle Volunteers machen müssen. Heute gab es als besonderes Goody wenigstens nur hartgekochte Eier, die sind einfach zu bewerkstelligen.


Im Laufe des Vormittags wurde es dann endlich etwas freundlicher und sicherlich hat jeder erstmal aufgeatmet, als der erste Sonnenstrahl seit Tagen durch das Blätterdach fiel. Bis dann morgen wieder alle jammern, weil es zu heiß ist… 😉 Peanut bekommt übrigens nicht nur eine neue Feuerschneise, sondern auch "Poolarbeiten", um den einst ungeliebten Pool wieder hübsch zu machen.


Gestern haben wir mit Kusiy ja zwanzig Mal seinen Käfig umrundet, heute nur einmal. Das war jedoch nicht unsere Schuld. Denn wir bekamen unverhofften Besuch des Konstruktionsteams. Zwei bolivianische Handwerker wollten eine Holzplattform in Kusiys Gehege mit neuen Latten versehen. Deshalb wurde der Arme für die meiste Zeit im viel kleineren Management-Käfig eingesperrt. Wir haben also Holzlatten von einem längst verlassenen Gehege im Dschungel zurück zu Kusiy getragen. Dann saßen wir staunend neben den beiden Handwerkern und haben unter anderem dabei zugesehen, wie sie mit einer Machete eine Holzlatte der Länge nach in zwei Hälften gespaltet haben. Als sie dann endlich fertig waren, hatten wir nur noch Zeit, um Kusiys Futter im Gehege zu verstecken und dann war der Nachmittag auch schon beendet.


Um Gaias River Trail endlich wieder gefahrlos nutzen zu können, haben wir mit Schaufel und Machete neue Stufen in die steile Böschung geschlagen. Jetzt muss keiner mehr Angst haben, ins geöffnete Maul einer großen Katze zu stolpern. ;-) Und das Construction Team war da, um zwei Baumstämme vom Weg zu entfernen. Dabei hab ich doch direkt ein Gürteltier im Gebüsch erspäht, endlich! :-)


Tag 311 - Gestresste Katzen


Ein Wunder ist geschehen und wir waren doch tatsächlich mit den Gatitos so früh fertig, dass wir nur 15 Minuten zu spät zum Frühstück kamen, juhu! Ist doch gleich viel geselliger morgens. :-) Ein sich ausbreitendes Feuer in der Nähe hat dann aber doch für viel Aufregung gesorgt, da es bereits auf den Wald übergreifen wollte, der zu CIWY gehört. Die Wassertanks wurden eilig gefüllt und unser Construction Team bestehend aus einigen Einheimischen hat sich in die feuerfeste Uniform geworfen, um den Flammen entgegen zu treten. Im Laufe des Tages ist es ihnen gelungen, alles unter Kontrolle zu bringen, aber eine Aufsicht für die nächsten Tage wird wohl noch nötig sein. 


Heute haben wir Maggies wahre Kraft gesehen. Sie ist nun mal eine Naturgewalt. Immer wenn es brenzlig wird läuft eine Person vor ihr und die andere hinter ihr, damit sie theoretisch keinen von uns erreichen kann. Jetzt wissen wir, dass sie es doch kann, wenn sie es nur genug will. Sie hatte sich schon an der Kurve zuvor in den Kopf gesetzt, meinen Kollegen zu erwischen. Den Seilziehen-Wettbewerb gewann dann leider sie gegen mich, so dass sie ihn tatsächlich erwischte. Es ist alles gut soweit. Sie spielt nur etwas mit unserem Vertrauen in sie.


Unser nachmittäglicher Spaziergang mit Gaia ging so ruhig los und wir waren sehr hoffnungsvoll nach den letzten sechs guten Runden. Bis sie dann 30 Minuten Pause machte und aus dem Nichts anfing, ihre Füße zu beißen. Bei ihr ist das leider ein Zeichen von Stress, dessen Ursache wir leider nicht herausfinden konnten. Eine halbe Stunde hat sie sich auf dem Boden gewälzt und wirkte sichtlich unglücklich, nur schwer zu ertragen für uns. Viele Tiere hier haben Ticks aufgrund der frühen Trennung von ihren Müttern. Wir konnten nichts anderes tun als mithilfe der beiden Notfallseile den Abstand zu ihr maximal zu vergrößern, um ihr etwas Ruhe zu gönnen. Via WhatsApp konnten wir zum Glück mit einer der Koordinatorinnen Kontakt halten. Nach über 1,5 Stunden hatte sie sich soweit beruhigt, dass wir weiterlaufen konnten. Bis dahin war echte Geduld gefordert... Leider war es dann schon fast dunkel und wir befanden uns tatsächlich an der Stelle, die am weitesten vom Käfig entfernt ist... Mit einer recht schwachen Stirnlampe und Handytaschenlampen haben wir uns dann durch den dunklen Dschungel gekämpft, die schwer einzuschätzende Katze zwischen uns und wir beide absolut angespannt. Nach insgesamt fast vier Stunden kamen wir dann endlich im Stockdunkeln am Käfig an und uns ist wirklich der größte Stein vom Herzen gefallen. Das stand definitiv nicht auf der Bucketlist, war aber sicherlich eine wichtige Erfahrung. Blätter suchen, Wasser wechseln und Futter verstecken haben wir dann eben im Dunkeln erledigt - zum Glück kennen wir das Gelände gut genug! Ab da war es fast schon lustig, aber wahrscheinlich sprach da einfach die Erleichterung aus uns. Es folgte noch eine echte 25-minütige Nachtwanderung quer durch den Dschungel - mit Machete für Notfälle. In Thailand hatte ich mich damals noch über die vielen Touristen geärgert, heute wäre ich über mehr Gesellschaft und vor allem Licht froh gewesen. Und plötzlich hörten wir in der Dunkelheit eine Stimme, die "Hi guys" sagte. Sitzt doch oben auf einer Plattform unser Chef Pedro mit seinem Night Monkey Wayway und winkt uns fröhlich zu. Haben wir uns erschreckt! Nach 13 Stunden auf den Beinen waren wir dann endlich wieder im Camp und konnten uns über das Abendessen, die frisch gebackenen Cuñapes und einen Geburtstagskuchen hermachen. :-) 


Unser Kusiy mag ja der größte Jaguar von allen sein und damit die gefährlichste Kampfmaschine die wir hier anzubieten haben, aber die meiste Zeit wirkt er eher wie ein kleiner Junge. Manchmal leider auch wie ein trauriger kleiner Junge, welcher sich in eine Ecke verkriecht und nach seiner Mama winselt. Das sieht bei Kusiy dann so aus, dass er seine Schwanzspitze in den Mund nimmt, daran nuckelt wie an einer Zitze und sich komplett von der Außenwelt abschirmt. Er hört und sieht dann nichts um ihn herum. Grund dafür ist, dass er als Baby von seiner Mama getrennt wurde, welche höchstwahrscheinlich umgebracht wurde, damit man ihn als Haustier halten kann. Damals hat er sich angewöhnt am Schwanz zu nuckeln, da er seine Mama so vermisst hat. Heutzutage, einige Jahre später, macht der große ausgewachsene Jaguar dasselbe immer noch, wenn er von irgendetwas gestresst ist. Zwei gestresste Großkatzen heute, wie schade. :-(

Tag 312 - Muskelkraft


Wir hatten uns morgens so gefreut, dass wir fast pünktlich zum Frühstück kommen würden, denn mittwochs gibt es immer Sandwiches mit Tomate und Käse. Und dann die Schocknachricht: Der Käse ist alle, also keine Sandwiches. :-(


Endlich haben wir die Kontrolle zurück. Mein Partner und ich haben schon ganz leicht daran gezweifelt, ob wir weiterhin mit Maggie laufen gehen können. Der Satz „Wenn sie einen von uns noch einmal erwischt, ist es aus.“ fiel bereits. Heute war sie wieder sehr aktiv, hat von sich aus eine sehr große Runde gewählt und auch dreimal versucht, uns zu erwischen. Unsere Reflexe und Kraft waren diesmal jedoch zu gut für sie. Wenn wir uns noch ein paarmal erfolgreich gegen sie behaupten wird sie sehr wahrscheinlich auch wieder weniger versuchen. Ein sehr erfolgreicher Schritt in die richtige Richtung also. Außerdem haben wir heute mit Handsäge und Machete erfolgreich einen Baum bearbeitet, welcher ca. auf Bauchhöhe über einen von Maggies Wegen lag, so dass man weder drüber noch drunter konnte.


Da wir wieder einen Newbie im Gaia-Team haben, konnte ich wieder mal einen Nachmittag mit den Gatitos verbringen. Da wir heute sogar zu zweit eingeteilt waren, konnten wir richtig viel schaffen! Alle Wege sind freigekehrt, ganze 1,5 Kilometer. In der Nachmittagshitze wenig spaßig, aber wir werden uns morgen früh drüber freuen! Auch hier am Käfig haben wir endlich mit der Feuerschneise angefangen! Dann ging die Kletterpartie los, denn auf der Suche nach übrig gebliebenen Knochen mussten wir ganz schon im Gehege herumkraxeln. 


Kusiy war heute ein klein wenig aktiver als die vergangenen Tage, jedoch mit Betonung auf „klein wenig“. Dementsprechend haben wir jedes Mal, wenn wir darauf gewartet haben, dass er zu uns aufschließt, Spiele gespielt wie „Ich packe meinen Koffer“ und „Wer bin ich?“. Die Zeit ging somit recht schnell vorüber.


Die abendliche Belohnung war dann wieder der Besuch im Restaurant. Diesmal mussten wir wieder recht lange warten - gar nicht so einfach, wenn man schon hungrig von der Arbeit kam. Für alle gab's Lasagne, dazu Pommes und Reis. Wer hier auf Low-Carb-Diät ist, hat ein echtes Problem. ;-) 







Tag 313 - Unaufregendes


Es gibt wieder Käse und damit verspätete Sandwiches! Der Tag ist gerettet! ;-) 


Von Maggie gibt es heute eigentlich nicht viel zu berichten. Kurze Runde, keine Toten, danach geharkt. Alles beim Alten also.


Gaia hat die erste Runde nach ihrem Aussetzer von neulich drehen dürfen. Und das sogar in neuer Begleitung – wenn auch natürlich noch nicht selbst am Seil. Wir haben diesmal extra eine kurze Runde am Fluss entlang gewählt und da hat sie sich auch richtig schön Zeit gelassen. Eine gute Dreiviertelstunde hat sie sich kaum vom Fleck bewegt, für unseren Neuling eine echte Bewährungsprobe. Lange stehen und konzentrieren schien nicht so sein Ding zu sein – wir bleiben gespannt, wie sich die Zusammenarbeit entwickelt.


Tag 314 - Freitag, der (gefühlt) Dreizehnte


Unsere Tierärztin hat uns heute beim morgendlichen Mini-Katzen-Spaziergang begleitet und hat mir von ihren Erfahrungen aus den anderen beiden CIWY-Parks Machía und Jacq Cuisi erzählt. Ersterer befindet sich leider im Prozess der Schließung, letzter kann mit neuen Duschen und Toiletten mit richtiger Spülung aufwarten. Gemein ist ihnen aber, dass das Gemeinschaftsgefühl, das man hier überall spüren kann, bei weitem nicht so ausgeprägt ist. Wir sind hier also an der richtigen Adresse! 😊


Ab heute haben wir auch bei Maggie wieder einen neuen Lehrling, welcher mich ablösen wird, wenn wir Mitte kommender Woche Abschied nehmen müssen. „Lehrling“ klingt jedoch fast schon komisch, da es sich um einen Freiwilligen handelt, welcher bereits seit zwei Monaten hier ist und bereits mit einem Jaguar und einem Puma Erfahrung im Spazieren hat. Er hatte übrigens für aufmerksame Leser den bisherigen Rundenrekord mit Kusiy aufgestellt, welchen wir neulich überboten. Maggie hat ihm auch gleich mal gezeigt, was man von ihr so erwarten darf. Vier versuchte Sprünge, keiner davon erfolgreich. Arme Katze, glückliche Menschen.


Der Vormittag hat mir leider eher Unglück gebracht. Während ich meine Nachfolgerin bei Peanut einarbeiten wollte, habe ich mir eine Verletzung mit der Machete zugezogen. Nix Schlimmes, aber ausreichend unangenehm, um nur noch eingeschränkt und vor allem langsam arbeiten zu können. Unsere Tierärztin hat alles gut versorgt und ich mache jetzt etwas ruhiger.


Da große Arbeiten nachmittags dann natürlich nicht drin waren, habe ich angefangen, ein paar Wegweiser für Gaia zu basteln. Dass sich mein Gaia-Team ohne mich auf dem Weg zu ihr verlaufen hat, sagt ja alles über deren Notwendigkeit. 😉 


Schon im Laufe des Nachmittags hatte ich mich dann nicht so gut gefühlt, was dann leider in einer Magenverstimmung nach dem Abendessen gipfelte. Möglicherweise geht aber auch eine Seuche um, es gibt nämlich noch einige mehr mit „Unwohlsein“. Damit fiel dann der geplante Café-Besuch am Freitag für uns leider aus und wir sind früh ins Bett. Nicht mein bester Tag auf dieser Reise, das muss ich zugeben.


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