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Sonnenuntergang

Abschied vom Dschungel

  • Autorenbild: Madeleine Schauer
    Madeleine Schauer
  • 12. Juli 2024
  • 9 Min. Lesezeit

Tag 315 - Lang ersehnte Ruhe


Der freie Tag war so bitter nötig wie keiner vorher. Wir hatten uns vorher schon entschieden, nicht in die Stadt zu fahren. Mit einem unruhigen Magen und großem Ruhebedürfnis war die Stille im Camp dann umso willkommener.


Die letzte große Ladung Wäsche haben wir hinter uns gebracht und ich habe mich nochmal intensiv mit dem Blogschreiben beschäftigt. Nachmittags haben wir uns dann in die Schlafsäcke gekuschelt und Serie geschaut. Endlich kam dann auch die Sonne raus, aber so richtig warm werden wollte es nicht.


Abends konnten wir wieder neue Freiwillige im Camp begrüßen. Das Paar aus Australien heißt doch tatsächlich Clancy und Clancy, wie witzig ist das bitte? Der gleiche Geburtstag ist also jetzt nicht mehr die große Sensation im Camp. 😉

Tag 316 - Letzter Sonnmontag


Noch drei Tage lang dürfen wir im Regenwald arbeiten, bevor wir uns vom Leben im Grünen verabschieden. Die letzte Arbeitswoche durfte ich mit einem letzten Spaziergang mit Prinzessin Boudica starten. Wie immer super knuffig! Mein Liebling Peanut war heute dann ganz aufgeregt, weil er wieder von zwei Leuten besucht wurde – und er LIEBT Gesellschaft! Gemeinsam geht es mit der Feuerschneise auch gleich schnell voran. Jetzt lasse ich aber die Finger von der Machete… 😉


Auch der zweite Spaziergang mit unserem neuen Lehrling verlief erfolgreich. Eigentlich benötigt er ja gar kein Training, aber wir tun jetzt einfach mal so, als wäre das mein Verdienst als Lehrer. Nach dem Lauf hat Maggie es heute geliebt, eine alte braune Kokosnuss auseinander zu nehmen. Geknackt hat sie sie jedoch nicht. Nur spielen, nicht essen.


Eine zufriedene Gaia durfte den Nachmittag am Fluss verbringen und hat die Zeit dort sehr genossen. Interessanterweise haben wir vorher geschätzt, dass wir 90 Minuten für die Strecke brauchen werden und haben dann zurück am Käfig festgestellt, dass es auch exakt 90 Minuten waren. 😉



Leider mussten wir uns dann heute von Sonne und Wärme verabschieden, denn das schlechte Wetter ist auf dem Weg zu uns… Wir haben ja schon Erfahrung mit der Kälte hier, diesmal wird es aber leider recht lange andauern.


Endlich haben wir uns abends auch wieder zur üblichen Kartenrunde zusammengefunden. Unser Lieblingsspiel „Tiền Len“ als auch der neueste Fund „Danish“ begeistern eben jeden. 😉

Tag 317 - Die letzte Woche hat begonnen


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Die Kaltwetterfront hat uns erreicht und schon in der Nacht haben wir alle gebibbert. Kalter Wind und ein grauer Himmel begrüßten uns dann früh – aus der Traum vom warmen tropischen Regenwald…


Mariano hat sich bei seinem letzten Spaziergang mit mir nochmal extra Mühe gegeben und ist für seine Verhältnisse sehr weit gelaufen. Mag aber auch an der Kälte liegen, da fühlt er sich scheinbar jünger. 😉 


In der Mittagspause habe ich dann die Wegweiser fertig gemalt, damit ich sie dann morgen am letzten Tag auch noch verteilen kann. Damit fiel dann zwar meine übliche Lesestunde im Bett aus, aber damit muss ich leben.


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Noch ein Newbie bei Gaia, wie aufregend! Vor Kurzem war ich noch die Neue und jetzt trainiere ich gleich zwei neue Freiwillige, das ist schon verrückt. Gemeinsam sind wir alle Trails einmal gelaufen, damit die Orientierung für die beiden einfacher wird. Damit habe ich es heute auf stolze 13,5 Kilometer in Gummistiefeln gebracht! 😉 


Die abendliche Kartenrunde wurde heute noch durch unser drittes Lieblingsspiel ergänzt. Diese Abende werden wir wirklich vermissen!!!

 

Tag 318 - Abschiede


Ein super windiger und kalter Morgen sollte mein Abschied von den Gatitos sein. Zur Feier des Tages haben sich die Kleinen extra Mühe gegeben und eine große Runde zur Lagune in Rekordzeit absolviert. Als Abschiedsgeschenk gab’s dann die neuen Wegweiser, so behält man mich wenigstens im Gedächtnis. 😊



Peanuts Feuerschneise sieht jetzt wirklich schick aus und ich kann guten Gewissens die Handschuhe und Harke weglegen. Peanut war heute ein ganz verkuschelter kleiner Fuchs und gerade die letzten paar Minuten alleine haben den Abschied nicht leichter gemacht. Aber er ist in guten Händen und das ist das Wichtigste!


Ich könnte heute über einen weiteren neuen Lehrling erzählen, aber eigentlich möchte ich jegliche Worte meiner ersten Großkatzenliebe Maggie widmen. So schnell war er nun heran, der letzte Tag, der letzte Spaziergang mit ihr, der letzte morgendliche Nervenkitzel, das letzte Kraulen. Die Arbeit mit diesem Puma bedeutete mir echt viel. Ich meine, wer kann das außer Madl schon von sich behaupten? Maggie hat sich ja netterweise sogar auf meinem Bein verewigt. Es war jeden Tag wieder spannend, welchen Weg sie wählen wird, an welcher Ecke sie versuchen wird, einem von uns ins Bein zu beißen und wo sie sich zuckersüß auf dem Rücken herumwälzt, damit man ihren flauschigen Bauch bewundern kann. Je nachdem ob zwischen dir und ihr ein Zaun ist oder nicht, trifft man entweder auf die Naturgewalt oder die Flauschkanone Maggie. Ich hatte heute noch ein wenig Zeit mit ihr allein, in welcher wir gemeinsam gechillt haben und einige Runden um ihr Gehege drehten. Ich hatte also etwas Zeit um mich von ihr zu verabschieden, jedoch fiel das finale „Adiós Maggie“ dann doch schwerer als erwartet. Ich werde meine Maggie auf jeden Fall für eine sehr lange Zeit im Gedächtnis behalten.

 

Wir hatten großes Glück und durften am letzten Tag nochmal das beste Mittagessen genießen! Normalerweise gibt es nur montags frittiertes Hühnchen. Da es aber gestern ein besonderes Essen als Abschied einer Bolivianerin gab, hat sich das Hühnchen auf Dienstag verschoben – juhu! 😊

 

Krönender Abschluss für meine Arbeit als Freiwillige war ein letzter Spaziergang mit Gaia. Für mich sehr aufregend, hatte ich doch jetzt unseren Neuling am Seil – mein Vertrauen in ihn ist noch eher mittelmäßig ausgeprägt. Er hat sich aber fairerweise ganz gut gemacht. Die neuen Wegweiser sind jetzt auch alle verteilt, sodass sich meine Nachfolger hoffentlich nicht mehr im Wald verlaufen. 😉

 

Meine allerletzte Session hatte ich dann mit Kusiy, meiner zweiten Großkatzenliebe. Obwohl ich sagen muss, dass der Abschied von ihm dann doch um einiges einfacher war, als bei Maggie. Immerhin habe ich ihn ja erst vor knapp zwei Wochen kennengelernt. Heute hatte ich auf Anfrage meine erste und letzte Einzelsession mit ihm. Viel Zeit zu zweit also. Ich bin zum krönenden Abschied noch einmal ganze zwölfmal mit ihm im Kreis gerannt. Einige Male Arm abschlabbern war auch noch drin. Auf dem Heimweg hatte ich irgendwie das Gefühl, als wöllte mir der Regenwald selbst auch noch „Auf Wiedersehen“ sagen. Ich habe gefühlt alle Tierarten, welche ich in den letzten vier Wochen hier in der Wildnis sehen durfte, noch einmal bewundern können. Hinter fast jeder Ecke hatte sich eine andere Tierart versteckt. Chanchos, Coatis, Armadillos, Agoutis, Hasen, Kapuzineräffchen, Aras, Kakadus, einen Adler auf Augenhöhe und noch diverse weitere bunte Vögel.


Wir hatten uns sehr auf die abendlichen Cuñapes gefreut, jeden Dienstag ein kleines Highlight. Leider erreichte uns die traurige Nachricht, dass nicht alle Zutaten verfügbar seien und wir deswegen verzichten müssen. Leider fällt damit auch unser Mittagessen für die Abreise morgen flach…


Dienstags findet auch immer das „kleine Café“ statt, bei dem wir allerdings aufgrund der frühen Arbeitszeit bisher nie dabei waren. Heute haben wir uns aber breitschlagen lassen und eine letzte Runde Karten mit unseren Freunden gespielt. 😊

Tag 319 - Raus aus dem Regenwald


Ein letztes Mal bibbernd im Schlafsack! Leider hatte mich die Kälte eine ganze Stunde zu früh geweckt, aber dann war ich um 6:00 Uhr wenigstens aufstehbereit. 😉


Anstatt der Cuñapes wollten wir nun ein paar Brötchen vom Frühstück mitnehmen, damit wir auf der Fahrt etwas knabbern können. Geknabbert hatten aber leider auch die Ratten, sodass dann auch die Brötchenidee flachfiel.


Es folgten viele Abschiede von liebgewonnenen Menschen, von denen wir manche vielleicht eines Tages wiedersehen. Wir standen dann sehr pünktlich an der Straße und haben auf den Trans Guarayos Bus gewartet. Als er dann am Horizont auftauchte und nur 16 Minuten zu spät war, waren wir schon richtig euphorisch. Bis der Bus dann eben nicht anhielt, sondern die Fahrer uns nur zuwinkten und zu verstehen gaben, dass der Bus voll ist. Tja, das ist dann wohl echtes Pech, der nächste Bus fährt nämlich erst sechs Stunden später… Die nächste Idee war dann, nach Guarayos in die Stadt zu fahren und dort einfach den nächsten Bus nach Santa Cruz zu nehmen, dort soll es mehrere geben. Leider waren auch alle Rapiditos (die lokalen Sammeltaxis) voll, sodass wir nach einer Stunde immer noch vor dem Camp standen. Das gab einigen Nachzüglern immerhin noch die Möglichkeit zum Abschied. 😉

 

Wir hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben, noch vor dem Mittagessen loszukommen, bis ein eigentlich volles Rapidito neben uns hielt. Drinnen saß Wilson, der Taxifahrer unseres Vertrauens! Er hatte uns alle jeden Samstag in die Stadt gefahren, mittwochs ins Restaurant und wann auch immer die Gruppe mal ein Taxi brauchte. Aus Erfahrung wissen wir, dass in seinen Zehnsitzer noch mindestens vier Leute mehr passen. 😉 Die großen Rucksäcke hat er auf’s Dach gepackt und uns beide mit dem kleinen Gepäck in seinen Kofferraum. Eher mittelbequem, aber ab da konnten wir schon wieder drüber lachen. Kurioser Zufall, dass ausgerechnet der einzige Taxifahrer vorbeikommt, der uns tatsächlich kennt. 😊

 

Nach Guarayos wollten wir eigentlich nie wieder – hässlich, schmutzig und ein allgegenwärtiger Geruch von Müll und altem Fleisch hängt in der Luft. Und da standen wir nun, am üblichen Taxi-Treffpunkt wie an allen Samstagen zuvor. Freundlicherweise wollte uns Wilson dann zum Busbahnhof fahren. Und auf dem Weg dorthin haben wir doch tatsächlich DEN Bus auf der Straße gesehen, der uns stehen gelassen hat. Also hat Wilson sich an seine Fersen geheftet und bei der nächsten Haltestelle versucht, uns noch in diesen Bus zu bringen. Leider erfolglos, war einfach wirklich voll. Also sind wir doch zum Busbahnhof gefahren. Und freundlicherweise hat Wilson dann auch nur den regulären Fahrpreis verlangt, obwohl er mit uns doch deutlich mehr Arbeit hatte – guter Mann!



Der nächste Bus wäre auch erst spät gefahren, also wurde es dann ein weiteres Rapidito. Fünf Stunden in einem alten Van, durch dessen beklebte Scheiben man gerade mal einen Streifen Straße sehen kann, aber sonst nichts. Das macht es gleich noch ein bisschen langweiliger – wenn wir nicht unsere kleine Festplatte und Snacks gehabt hätten. 😉

 

Es war ein bisschen wie fliegen: Man steigt in Ort A ein, sieht vom Weg selbst eigentlich nichts und fällt an Ort B dann aus dem Gefährt wieder raus. Der erwartete Kulturschock wurde dadurch überlagert, dass wir am Busbahnhof in Santa Cruz doch tatsächlich fünf Minuten (!) vor DEM Bus der Linie Trans Guarayos ankamen! Wir haben also durch unsere Odysee quasi Zeit gut gemacht! 😉Auf der Fahrt zum Hostel haben wir das graue und wirklich kalte Santa Cruz „bewundert“ (nein, eigentlich nicht…) und mal wieder eine der „Themenstraßen“ gesehen, in denen sich ein gleichartiges Geschäft ans nächste reiht – diesmal Kostümgeschäfte?!

Den Nachmittag wollten wir eigentlich gemütlich im benachbarten Harry-Potter-Café verbringen, das hatte aber leider geschlossen. Also ging’s zu Starbucks auf einen großen Kaffee und eine Runde Karten (was auch sonst?). Und wie wir da so im gemütlichen Laden sitzen, holt uns der Kulturschock so richtig ein. Gerade waren wir noch im Regenwald mit Gummistiefeln unterwegs und jetzt sitzen wir hier und schlürfen Caramel Macchiato. Und als ob das nicht schon genug wäre, gab’s dann noch Pizza! Purer Luxus! 😉


Wir standen abends noch eine ganze Weile vor der Kirche, die wir schon 30 Tage zuvor gesehen hatten, haben in Erinnerungen an diese großartige Reise geschwelgt und vieles Revue passieren lassen. Bis es uns zu kalt wurde und wir ins einfache, aber für uns ausgesprochen komfortable Zimmer zurückgekehrt sind. Vier Steckdosen im Zimmer (das ist eine weniger, als im Camp für ALLE zur Verfügung standen), überall Licht, Spiegel und heißes Wasser – es ist wirklich unfassbar, wie besonders sich das für uns angefühlt hat. Das dünne Sommerlaken konnte gegen die Kälte aber dann leider nichts ausrichten, sodass wir doch wieder die Schlafsäcke ausgepackt und zur Doppeldecke zusammengebaut haben.



Ein großartiger und intensiver Monat im Regenwald geht damit zu Ende. Wir haben endlose Stiche und Bisse erlitten, dunkle und eiskalte Duschen ertragen, in der Mittagshitze geschwitzt, 200 Kilometer in Gummistiefeln zurückgelegt, so viel Reis mit Bohnen und weichgekochte Nudeln gegessen, dass es für ein paar Monate reichen sollte, uns die Fingernägel schmutzig gemacht, in all der Zeit vielleicht fünfmal in den Spiegel geschaut – und das alles war es hundertmal Wert für diese einzigartige Erfahrung! 😊

Tag 320 - Bye bye Südamerika


Der letzte Morgen in Bolivien sollte kalt und regnerisch sein – gar nicht so, wie wir Santa Cruz in Erinnerung hatten. Umso leichter fällt aber der Abschied. 😉 Mangels Alternativen waren wir wieder bei Starbucks, das war wenigstens nah und gemütlich. Eigentlich wollten wir nach dem Frühstück auch unsere restlichen Bolivianos tauschen. Am liebsten hätten wir ja jegliches Bargeld aufgebraucht, aber weder konnten wir vorher absolut exakt für einen ganzen Monat kalkulieren noch auf die 600 Bolivianos „Security Deposit“ aus dem Camp verzichten, die wir zurückbekommen haben. Leider stellte uns das vor eine echte Herausforderung, denn die meisten Geldwechsler waren entweder unseriös, hatten keine Dollar oder Euro zur Verfügung oder hatten so schlechte Wechselkurse, dass wir 40 Euro verloren hätten. Schweren Herzens haben wir also auf den Flughafen gehofft. Der Taxifahrer wollte uns dann noch mehr Geld abknöpfen als notwendig, sodass wir dann doch einigermaßen genervt am Flughafen ankamen. Auch dort war der Wechselkurs bescheiden, aber immerhin besser als in der Stadt.


Anschließend haben wir das wohl längste Boarding überhaupt erlebt, ewig hat sich die Schlange keinen Zentimeter bewegt. Die Auflösung gab’s dann aber, als wir durch die Tür kamen und eine Polizistin mit recht gebieterischer Stimme dazu aufforderte, alle Taschen entlang der Wand aufzustellen und die dazugehörigen Menschen gegenüber. Und dann hatte er seinen großen Auftritt: ein aufgeregter Drogenspürhund. Offenbar findet er Nackenhörnchen ganz besonders toll, da hat er nämlich ganz gern reingebissen. 😉Gefunden haben sie nix, sodass wir dann endlich einsteigen durften.


Den letzten Langstreckenflug für eine sehr lange Zeit haben wir mit Filmen und Pilzravioli verbracht. Leider konnten wir beide quasi nicht schlafen,  die innere Uhr tickt eben anders.

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