Kampot
- Madeleine Schauer
- 15. März 2024
- 5 Min. Lesezeit
Tag 200 - Stadt der Aus- und Einwanderer

Der dritte Nachtbus und wieder eine ganz neue Erfahrung! Doppel-Liegekabinen, keine Sitze, (knotige) Kissen und eine Decke - es könnte schlechter sein. Dank der miserablen Straßenverhältnisse in Kambodscha schläft man aber trotzdem eher mittelmäßig. ;-)
Um 7:15 Uhr kamen wir also in Kampot im Süden Kambodschas an und sind zu Fuß zu unserer Unterkunft los. Als wir dort ankamen, wollten wir eigentlich gleich wieder gehen... Niemand da, alles irgendwie schmuddelig, die Tische schmutzig, kurzum: wir haben uns nicht wohl gefühlt. Wir saßen eine ganze Weile rum und haben auf Personal gewartet, aber nur zwei drollige Hunde kennengelernt, wovon einer am liebsten die Rucksäcke gefressen hätte. Um die Wartezeit zu verkürzen, sind wir wieder zurück zu einer Bäckerei, die wir auf dem Weg schon gesehen hatten. Zwei leckere Gebäckstücke und ein Eiskaffee auf einer Bank an der Flusspromenade - da war die Laune direkt wieder besser. ;-)
Plötzlich spricht uns ein Einheimischer an und fragt, woher wir kommen. Auf die Antwort "Germany" erhellte sich sein Gesicht, er hat mit ein bisschen Nachdenken ein paar Worte Deutsch herausgebracht und uns seine Geschichte erzählt: Er ist in Kambodscha aufgewachsen, lebt jetzt im US-Bundesstaat Minnesota und hat tatsächlich fünf Jahre seines Lebens in Leipzig verbracht und dort Ingenieurpädagogik studiert! Fand er schön dort, auch Dresden und Karl-Marx-Stadt hat er besucht. ;-) Wir haben uns eine Weile unterhalten, er hat uns sogar alte Fotos gezeigt und sich total gefreut, dass wir aus der gleichen Ecke kommen. Zur Wende musste er allerdings das Land verlassen und zurück nach Kambodscha, er wäre wohl sehr gern da geblieben. Wieder so eine unerwartete und total bereichernde Begegnung! Wir werden irgendwie ständig von netten Menschen angesprochen! :-)
Wir sind dann die schöne, aber leere Promenade entlang gebummelt und haben die schönen französischen Kolonialbauten bestaunt. Der Einfluss Frankreichs ist lang vorbei und doch unübersehbar, allein die Baguettes und die zum Teil französischen Beschriftungen, z.B. an der "Gendarmerie". ;-) Kampot ist aber vor allem eine aufstrebende Stadt der Einwanderer, es finden sich Menschen aus der ganzen Welt, die hier ihr Aussteiger-Dasein mit einem Restaurant oder einer kleinen Bar verwirklicht haben. Die Innenstadt ist demnach wirklich schön, bunt und belebt. Ringsrum sieht es eher schmuddelig aus, mit kaputten Fußwegen, Müll und Straßenhunden.
Als wir mittags zurück zur Unterkunft kamen, war dann auch der französische Gastgeber da und wir konnten endlich richtig ankommen. Tagsüber ist es tatsächlich etwas netter und hat mehr vom französischen Guesthouse, das wir erwartet hatten. Ein Stein vom Herzen fiel uns dann auch, als wir die wirklich wichtige (und teure...) Buchung einer Unterkunft im übernächsten Reiseland hinter uns gebracht hatten - es bleibt spannend auf dieser Reise. ;-)
Eine kleine Stärkung gab's in einem deutschen Café, die Käse- und Streuselkuchen verkaufen - schmeckte wie Zuhause! :-)
Zum Sonnenuntergang saßen wir wieder an der Promenade und haben uns zum ersten Mal wieder mit der Frage "Wo essen wir heute?" beschäftigen müssen. Hat man einmal ein Lieblingsrestaurant, ist es einfach, aber in einer neuen Stadt mit vielen Restaurants... Aus der Khmer-Küche hatten wir die Highlights schon in Siem Reap probiert, daher haben wir uns ganz unkonventionell für Pizza entschieden. Die war tatsächlich richtig lecker! Wieder hat uns ein Einheimischer angesprochen und konnte ein paar Worte Deutsch - "Guten Tag" und "Prost" schnappt man offenbar überall auf. ;-)
Abends verwandelt sich die Innenstadt mit der Promenade in ein buntes Lichtermeer voller Lichterketten, blinkender LEDs und bunter Schriftzüge.
Tag 201 - Dort, wo der Pfeffer wächst
Frühstück gab's heute in einem Laden namens "KFC", dem Khmer Food Café. Nicht zu verwechseln mit der großen Kette, die frittiertes Hühnchen verkauft. ;-)

Marvin ist dann mit unserem Gastgeber los, um einen Roller abzuholen. In der Zwischenzeit hab ich mich um die Wäsche gekümmert, die wir mangels großer Bargeldreserven hier lieber selbst waschen. Wofür haben wir sonst "Rei in der Tube" und eine Reisewäscheleine dabei? ;-)
Zum ersten Mal seit Langem haben wir uns dann selbst in den Rechtsverkehr gewagt, am Anfang schon irgendwie komisch. Gewöhnung geht aber schnell. ;-) Trotzdem sind die Straßen Kambodschas wirklich nichts für schwache Nerven... Unabhängig vom Fahrstil mancher Rollerfahrer kommt noch ein Slalom um große Schlaglöcher dazu. Außerdem wechseln die Straßenverhältnisse mitten in der Stadt von kaputter Straße zu rotem Dreck, Kies, Baustelle und dann wieder zu Straße...
Eine ganze Weile ging's geradeaus, bis wir dann feststellen mussten, dass wir irgendwo falsch gefahren waren. Aber gar nicht schlimm, nach Kep wollten wir ohnehin, wenn auch erst am Nachmittag. Unserer Meinung nach hat man überhaupt nichts verpasst, wenn man nicht da war. ;-) Der Strand ist okay, aber eher so mittelhübsch. Dafür haben wir einen frisch gepressten Zuckerrohrsaft getrunken! :-) Und wir sind auf einen Sticker gestoßen, der unseren geliebten Gelben nahe kommt, wenn er auch kein Original ist. ;-)
Nach dem kurzen Abstecher zum Wasser sind wir dann durch das ländliche Kambodscha gefahren. Eine lange rote Schotterstraße entlang, mit sehr dürren Kühen am Straßenrand, ärmlichen Behausungen und viel Staub. So sieht es also aus, das echte Kambodscha abseits der Touristenzentren. Einerseits etwas erschütternd, andererseits gerade deswegen auch wichtig!
Unser Ziel war die große Pfefferplantage La Plantation. Dort gibt es gratis Führungen auf dem großen und sehr schön angelegten Gelände. Wir haben gelernt, dass schwarzer, grüner, roter und weißer Pfeffer alle von der gleichen Pflanze stammen und konnten auch direkt vom Strauch "naschen" ;-) Die Plantage wurde von zwei Europäerinnen gegründet, die auch viel für die Dorfgemeinschaft und deren Kinder investieren. Finanziert wird das nur durch den Verkauf der Produkte, die man in einer gemeinsamen Verkostung sogar alle probieren kann. Verschiedene Arten Pfeffer, Gewürzmischungen, Saucen, getrocknete Früchte mit Pfeffer - noch nie so viel Pfeffer gegessen! ;-)
Zurück über die Staubstraßen, rein in den Sonnenuntergang und vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu Hause, das hat gut geklappt. :-)

Abends gab's ausnahmsweise nochmal Thai-Essen, es war halt einfach so lecker. ;-) Und leider ist die Khmer-Küche nun mal nicht scharf, wir mögen aber scharf... ;-) Auf der Straße wird man auch hier ständig von Tuk-Tuk-Fahrern angesprochen, wenn man nur mal eine Sekunde stehen bleibt. Da haben wir uns direkt gewünscht, doch das "No Tuk-Tuk, no massage"-Shirt aus Siem Reap gekauft zu haben. ;-)
Tag 202 - Letzter Tag in Kambodscha
Nachdem wir uns früh wieder von unserem Roller "Bison" verabschiedet hatten, sind wir zurück zu "KFC" zum Frühstück. Die Mahlzeiten sind für uns immer eine schöne Gelegenheit, um über vergangene Erlebnisse, Pläne und Bekanntschaften unterwegs zu quatschen. :-)

Endlich haben wir auch ein Foto von der wichtigsten "Sehenswürdigkeit" Kampots schießen können: dem Durian Roundabout. Warum es einen riesigen Kreisverkehr mit einer großen Stinkfrucht in der Mitte gibt, entzieht sich aber unserer Kenntnis... ;-)
Wir hatten nix weiter geplant in Kampot, da wir mit dem Bargeld recht knapp waren. Aber eine gute Gelegenheit, sich wieder in die zeitintensive Suche nach Unterkünften in Vietnam zu begeben. Einer von uns sitzt dabei lieber im kühlen Innenraum und einer draußen in der Wärme - wer ist wer? ;-)
Nochmal einen abendlichen Blick auf den Fluss geworfen und nochmal eine Pizza gegessen und dann ist er auch schon vorbei, der letzte Tag in Kambodscha!
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